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Wir empfehlen: Moor Lektüre
Buch „3 Grad mehr“ und Heft „Politische Ökologie“ druckfrisch
5/7/2022 Heute erscheint das Buch 3 Grad mehr - Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern im oekom-Verlag. Prominente Autoren wie Hans J. Schellnhuber, Stefan Rahmstorf, Jutta Allmendinger schildern, was Natur und Gesellschaft droht, da wir trotz der Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens auf eine derart hohe Erderwärmung zusteuern, aber auch wie wir das Schlimmste verhindern können. Das Kapitel von Prof. Hans Joosten erklärt, wie die Wiedervernässung von Mooren gegen die Klimakrise wirkt.
Der Oekom-Verlag widmet zeitgleich mit Moore – Trümpfe in der Klimakrise dem Thema ein ganzes Heft der Zeitschrift Politische Ökologie, mitherausgegeben von der Succow Stiftung. Er bietet zahlreiche Beiträge von Autor*innen des Greifswald Moor Centrum etwa über die Klimawirkung von Mooren, Paludikultur, über den politischen und rechtlichen Rahmen oder die Finanzierung von Moorschutzmaßnahmen.
Landwirte jetzt unterstützen
Offener Brief an Bundesminister*innen
15/6/2022 An die Bundesminister*innen Robert Habeck, Steffi Lemke und Cem Özdemir richtet das MoKli-Projekt der Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, einen offenen Brief. Denn viele Landnutzende sind für zukunftsfähiges Wirtschaften auf Moor bereit, doch es fehlen gute Bedingungen dafür. In einem offenen Brief an die Bundesminister*innen Robert Habeck, Steffi Lemke und Cem Özdemir empfehlen das Greifswald Moor Centrum und der Deutsche Verband für Landschaftspflege konkrete Unterstützung für eine beschleunigte Umsetzung von Klimaschutz durch Moorschutz. Die Wiedervernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorflächen und eine anschließende nasse Nutzung sind effektive und kostengünstige Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes. Viele Landwirt*innen haben das erkannt und möchten ihren Beitrag leisten. Doch die fehlende Sicherheit bei Planungen, Investitionen und Förderungen lässt sie zögern. Die Chance, bis zu 7 % der Treibhausgasemissionen Deutschlands durch Moorbodenschutz einzusparen, wird so verpasst, so bestätigen Erfahrungen aus dem MoKli-Projekt.
Nicht verzögern!
"Nature restoration"-Gesetz der EU muss jetzt!
9/6/2022 Naturbasierter Klimaschutz durch die Restaurierung von Ökosystemen, zum Beispiel Mooren, bietet eine herausragende Möglichkeit gegen die ungebremst voranschreitende Klima- und Biodiversitätskrise - und eine Chance, die nicht verspielt werden darf. Doch die EU-Kommission hat das eigentlich für Ende 2021 geplante verbindliche EU-Naturwiederherstellungsgesetz (EU Restoration Law) mehrfach verschoben – zuerst auf März 2022. Nun soll es am 22.06.2022 veröffentlicht werden. "Gesetz jetzt" fordert deshalb ein Netzwerk von mehr als 60 Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft in einem offenen Brief an die Kommission, der durch die Internationale Moorschutzgruppe IMCG koordiniert wurde.
In der EU sind allerdings mehr als 50% der Moore in einem schlechten Zustand, sie setzen aufgrund von Entwässerung neben großen Mengen an Treibhausgasen auch Nitrat frei, und wir verlieren immer mehr Moortiere und –pflanzen aufgrund der Lebensraumzerstörung. Das lässt sich durch Wiedervernässung von Mooren massiv verbessern – und diese Flächen sind in vielen Fällen weiterhin land- und forstwirtschaftlich nutzbar! Mit Paludikultur, also „nasser Land- und Forstwirtschaft“, die seit kurzem auch Teil der Europäischen Agrarpolitik ist, können Wertschöpfung, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft in moorreichen ländlichen Räumen entwickelt werden.
Um auf die große Bedeutung von Mooren aufmerksam zu machen und die Notwendigkeit für ambitionierte Wiedervernässung und Restaurierung von Mooren im neuen EU Restoration Law zu betonen – und sie nicht daraus zu streichen, wie befürchtet wird - hat sich heute ein breites Netzwerk von mehr als 60 Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft mit einem dringenden Appell an die EU-Kommission gewendet. Sie fordern, den Erfolg des EU Green Deal im EU-Naturwiederherstellungsgesetz zu verteidigen und eine ehrgeizige Politik für die Wiedervernässung entwässerter Moorgebiete in Europa voranzutreiben. Um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens und des EU-Klimagesetzes zu erreichen, sollte ein Transformationspfad für alle Moorgebiete in der EU bis 2050 zu Netto-CO2-Emissionen führen. Die EU sollte eine Vorreiterrolle in der UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen einnehmen und auf der bevorstehenden Konferenz der Biodiversitätskonvention in Kunming (China) ehrgeizige Ziele für die biologische Vielfalt erreichen.
Die Venedig-Vereinbarung
Moor-Kunst-Kombi auf der Biennale auch mit politischem Effekt
31/5/2022 Die „Venedig-Vereinbarung“ (Venice Agreement) verkünden Vertreter*innen aus Kunst, Wissenschaft, Naturschutz, Klimapolitik und indigener Bevölkerung zum „Welttag der Moore“, am 2. Juni 2022, auf der 59. Kunst-Biennale in der Lagunenstadt. In namentlicher Anlehnung an das Pariser Klimaschutzabkommen (Paris Agreement) machen sie mit der Aktion deutlich, dass Erhalt und Wiederherstellung von Mooren entscheidend für das Klima und die Menschen auf unserem Planeten sind. Unterzeichnen wird die „Venedig-Vereinbarung“ unter anderem der Greifswalder Moorkundler und Träger des Deutschen Umweltpreises, Prof. Hans Joosten.
Die Vereinbarung knüpft an eine Moor-Installation im Chilenischen Pavillon auf der diesjährigen Biennale an. Unterstützt u.a. von der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, und dem Unternehmen Moorkultur Ramsloh hat das internationale Künstlerkollektiv Ensayos dafür einen Torfmoosrasen mit einer Videoinstallation in einem der historischen venezianischen Speichergebäude eingerichtet. Besucher können die Torfmoose und die von diesen gebildete feucht schwingende Oberfläche mit allen Sinnen entdecken. Videosequenzen vermitteln die Faszination der Moore in Bild und Ton. Das Turba Tol Hol-Hol Tol benannte Kunstprojekt ist vor allem den Mooren Patagoniens und der dortigen indigenen Bevölkerung gewidmet. Gleichzeitig zeigt es, dass der Erhalt der Natur, u.a. der Moore, im Interesse aller gegenwärtiger und zukünftiger Gesellschaften ist und sich bisherige Naturzerstörung nur global in einem gemeinsamen Wirken vieler lokaler Initiativen umkehren lässt.
Am “Welttag der Moore” nehmen daher Moorschützer*innen und Künstler*innen aus Argentinien, Chile, Schottland, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Kenia, Uganda und Uruguay vor Ort an der feierlichen Unterzeichnung der Venedig-Vereinbarung teil. Weitere Interessierte schalten sich online aus der ganzen Welt zu. Fachleute aus Umweltwissenschaft, Naturschutz, Klimapolitik und zeitgenössischer Kunst, aber auch Vertrete*innen der Ureinwohner Feuerlands legen ihre unterschiedlichen Sichtweisen zum Schutz der Moore dar. Darunter sind Experten und Entscheidungsträger wie Prof. Dr. Hans Joosten vom Greifswald Moor Centrum oder Dianna Kopansky, Koordinatorin der Global Peatlands Initiative beim UN-Umweltprogramm.
Bilder der von der Biennale, der Torfmoosinstallation und der Veranstaltung der Venedig-Verainbarung von S. Abel
Moorpflanzen sind die besten CO2-Speicher
Neues Paper in Science
Feuchtgebiete wie Moore, Salzwiesen, Mangrovenwälder und Seegrasfelder speichern so ca. fünfmal mehr Kohlenstoff pro Quadratmeter als Wälder und 500-mal mehr als Ozeane, so zeigte nun ein internationales Team mit Beteiligung des Greifswalder Moorforschers Prof. Dr. Hans Joosten mit einem aktuellen Artikel Recovering wetland biogeomorphic feedbacks to restore the world’s biotic carbon hotspots im renommierten Wissenschaftsjournal Science. Der Grund: In nassen Ökosystemen stimulieren sich Pflanzenwachstum und Kohlenstoffablagerung im Boden gegenseitig. Der Aufsatz mit Beteiligung des Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ), der Universität Utrecht, der Radboud-Universität Nijmegen, der Universität Groningen und der Universität Greifswald enthält auch eine gute Nachricht: Schutz und Restaurierung solcher Feuchtgebiete können dem Menschen helfen, angesichts der Klimakrise die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren. Und - wir schaffen es immer besser, diese Ökosysteme zu managen und zu restaurieren.
Jung&Naiv zu Moor&Klima
Live auf YouTube am 6. Mai
Naive Fragen zu Moor & Klima stellt Tilo Jung von Jung & Naiv morgen live an Dr. Franziska Tanneberger vom Greifswald Moor Centrum. Einklinken ab 17 Uhr auf YouTube. Input sammelt Jung Naiv schon jetzt twitter @TiloJung und @JungNaiv.
Photovoltaik auf Moor
Ja, und nur wenn… sagt neues Infopapier
Was jetzt auf Moor passieren muss!
Konferenz „Moor- ist Klimaschutz“ hats in Berlin gezeigt
Die Expertise dafür gibt es. Wissenschaftler*innen des Greifswald Moor Centrum und Partner haben die Klimawirkung vernässter Flächen erforscht und gemeinsam mit Landwirt*innen Paludikulturen erprobt. Innovative Unternehmer*innen haben regionale und ökologische Produkte daraus entwickelt. Einzelne Bundesländer haben Kohlenstoffzertifikate aus Wiedervernässungen aufgelegt. Jetzt geht es darum, Klimaschutz durch Moorschutz in großem Stil umzusetzen, das zeigte die Konferenz. Dafür müssen noch politische, administrative und finanzielle Rahmenbedingungen gestaltet werden, finden auch Vertreter*innen aus Naturschutz, Landwirtschaft und Unternehmen.
Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings, bezeichnete die Wiedervernässung der Moore als gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit ähnlicher Dimension wie der Kohleausstieg. Beim Klimaschutz stehe die Uhr fünf vor zwölf, bei der Biodiversität sei sie schon abgelaufen. Wolle man Ernährungssicherheit noch sicherstellen, müsse man jetzt anders denken und habe zum Moorschutz keine Wahl. Diesen müssen man jetzt entschieden und gemeinsam vorantreiben.
Fotos: oben: Bundesumweltministerin antwortet bei Konferenz "Moorschutz ist Kliamschutz" auf Fragen von Jan Peters, Geschäftsführer der Succow Stiftung; rechts: Prof. Hans Joosten, Träger des Deutschen Umweltpreises 2021, als Redner der Konferenz; rechts: Materialien aus Moorpflanzen ausgestellt (alle Fotos: Stephan Busse)
Moorschutz in Niedersachsen beschleunigen
Das GMC unterstützt den Antrag von B90/Grüne
Das Greifswald Moor Centrum war gestern neben weiteren Expert*innen zu einer Anhörung im Umweltausschuss des Niedersächsischen Landtags geladen, um zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen „Moorschutz = Artenschutz + Klimaschutz“ (Drs. 18/10170) Stellung zu nehmen. Denn Niedersachsen besitzt ca. 670.000 ha organische Böden und ist damit Moorland Nummer eins in Deutschland. Die Moore werden überwiegend landwirtschaftlich insbesondere als Grünland genutzt und dafür entwässert, verbunden mit hohen Treibhausgas-Emissionen - Niedersachsen ist deshalb mit Abstand auch das Bundesland Nummer eins bei den Treibhausgas-Emissionen aus organischen Böden. Diese können nur durch Wiedervernässung gestoppt werden. In den vergangenen 40 Jahren wurden durchschnittlich 950 ha Moor pro Jahr wiedervernässt, das GMC rechnet vor: um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen ist eine Vernässung von 20.000 ha pro Jahr notwendig. In der Stellungnahme des Greifswald Moor Centrum, die auch schriftlich vorliegt, werden viele Ansatzpunkte von Bündnis 90/ Die Grünen unterstützt und weitere erläutert, um den Moorbodenschutz in Niedersachsen substantiell zu beschleunigen
250 Kisten Torfmoos für Venedig
Pavillon zu Moor auf der Biennale
Diese werden den Biennale-Pavillon Chiles bestücken. Dort gilt es insbesondere in Patagonien riesige Flächen bisher noch intakter Hochmoore vor Bergbauvorhaben und Infrastrukturprojekten zu bewahren. Die geschützten Pflanzen können Torfmoosexpert*innen der Universität Greifswald und des Torfwerks Moorkultur Rahmsloh liefern. Seit 2004 forschen sie zusammen zu Torfmoosen u.a. auf einer inzwischen 17 ha großen Versuchsfläche zum Anbau von Torfmoosen nahe dem niedersächsischen Rastede. Am Donnerstag und Freitag 3./4. März wollen die Wissenschaftler*innen dort 250 Kisten Torfmoose gemeinsam mit der New Yorker-Künstlerin Christy Gast ernten. Dann folgt bereits ein kleiner Kunstakt: Bis zum 15. März müssen die Torfmoose in Venedig angekommen sein, unbeschadet!
Die Biennale selbst beginnt am 23. April und läuft bis 27. November dieses Jahres. Eine halbe Million Besucher werden dort erwartet. Die Moose werden während dieser Zeit wie in einem künstlichen Moor leben und wachsen. Ein eigens installiertes System soll die Wachstumsparameter des Torfmoosteppichs überwachen und darstellen. Es informiert Besucher*innen darüber, wie viel Kohlenstoff akkumuliert und wie viel Wasser benötigt wird.
Um für die Installation des Pavillons das nötig Wissen zu Moor- und Klimathemen zu erwerben, verbringt Künstlerin Gast derzeit eine Residenz in Greifswald. Die Stadt ist umgeben von Moor, birgt die wissenschaftliche Expertise des Greifswald Moor Centrum und als Geburtsstadt von Caspar David Friedrich eine stolzes künstlerisches Erbe. Die Residenz ist gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Amt für Bildung, Kultur und Sport der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.