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Mehr Moor im Wikiversum

Wikipedianer zu Besuch am GMC

20/06/2023 Auf einer dreitägigen NaTour vom 9. bis 11. Juni kam Besuch vom Wikipedia-Universum in das Greifswalder Moor-Centrum (GMC). Die gemeinsame Idee: Wissen austauschen und mehr Inhalte zu Moor mit Artikeln, Bildern oder Daten auf den verschiedenen Plattformen rund um Wikipedia bieten und entwickeln. Das stärkt zum einen die Beiträge im Bereich Ökologie auf Wikipedia und macht zum anderen Wissen über Moore und ihre Bedeutung für den Klimaschutz für mehr Menschen verfügbar.

Dafür gab es am Freitag vier kostenfreie und öffentliche Workshops: zunächst Know-how von den Wikipedianern für Interessierte – von der Einführung in die Wiki-Welt über Anleitungen zum Schreiben von Artikeln, Bilder auf Wikimedia Commons hochladen bis zum Kennenlernen von Wikidata. Am Abend stellte Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrum, dieses für die Wikipedianer in einer Stunde ausführlicher vor.

Der Samstag und Sonntag waren voller Moor-Know-how für die fünf Besucher*innen. Gestartet wurde auf dem restaurierten Küstenüberflutungsmoor Karrendorfer Wiesen, das teilweise Naturschutzgebiet ist. Beweidung und saisonalen Überflutungen haben hier ein anthropozoogenes Salzgrasland gebildet, ein Moortyp, der heute nur noch an wenigen Stellen der Boddenküste in Mecklenburg-Vorpommern vorkommt. Am Nachmittag ging es auf einer Versuchsfläche zum Rohrkolbenanbau am Kummerower See weiter. Hier forscht das PaludiPROGRESS-Projekt der Universität Greifswald daran, wie sich Rohrkolben-Arten als wirtschaftliche Nutzpflanzen und Rohstofflieferant etwa für Dämm- und Baustoffe oder Verpackungsmaterialien in Paludikultur anbauen lassen. Anhand der Fläche bot sich ein Open-air-Vortrag zur Messung von Treibhausgas-Emissionen mittels Hauben oder Eddy-Covariance-Tower an.

Dichtes Programm dann am Sonntag: Wie Pflanzenwachstum und Wasserstände hinsichtlich der  Emissionen aus Böden zusammenhängen und analysiert werden, war an der vollautomatisierten Mesokosmenanlage des Instituts für Botanik und Landschaftsökologie (LaÖk) der Universität Greifswald zu erfahren. In der Programmbibliothek für Moor und Naturschutz (PeNCIL) empfing „Moorpapst“ Hans Joosten die Wikipedianer*innen. Mit mehr als 25.000 Publikationen bietet diese Bibliothek einiges GLAM-Potential zum Moorthema. Wie stark die anhaltende Trockenheit aktuelle Forschung bedrohen kann, erfuhren die Wikipedianer*innen im Torfmooslabor des LaÖk-Institus, wo ein Dutzend Torfmoosarten gezüchtet und untersucht werden. Nach mehr als zwei Monaten ohne Niederschlag waren die Regentonnen für das Gießwasser fast leer. Falls die Trockenheit weiter anhielte, müsse man sich das Regenwasser selbst machen, so die Wissenschaftler. In diesem Zusammenhang wurde auch an kulturelle Traditionen wie Regenlieder erinnert.
Das intensive Wochenende machte klar: Der Besuch war nur ein Auftakt. Neben den Wiki-Einträgen und Bildern, die während des Besuchs bearbeitet wurden (siehe Dokumentation), wird es als nächsten Schritt einen Online-Vortrag von Wikipedia-Mitstreiter Daniel Mietchen am GMC geben. Dieser beleuchtet weitere Möglichkeiten für mehr frei verfügbares Moorwissen im Wikiversum.


Fotos:
Wikimedia Commons

Offener Brief zu Mooren im NRL

Natur-Wiederherstellungsgesetz der EU gefährdet

12/06/2023 Heute wurde ein offener Brief veröffentlicht und an die EU-Institutionen und die Mitglieder des Europäischen Parlaments verteilt. In diesem werden ehrgeizige Ziele für Moore im EU-Naturwiederherstellungsgesetz angemahnt. Der Brief wurde von der International Mire Conservation Group, dem Greifswald Moor Centrum, der Michael Succow Stiftung und Wetlands International Europe koordiniert. Etwa 50 Organisationen einer breiten Koalition von Naturschützer*innen, Wissenschaftler*innen und Landwirt*innen, die sich um Moore in der gesamten EU kümmern, haben den Brief unterzeichnet. Diese Woche wird das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur im Europäischen Parlament verhandelt. Die Unterzeichner fordern die Mitglieder des Europäischen Parlaments und des Rates auf, das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur so schnell wie möglich, d.h. vor 2024, zu verabschieden und das ehrgeizige Niveau des Vorschlags der Europäischen Kommission zu übernehmen und die Ziele für die Wiederherstellung von Mooren nicht aufzuweichen.

Neuer Newsletter

Harakeke, Torfverbot in UK und Moor-must-see

9/06/2023 Unser neuer Newsletter erscheint nun in einem Online-Format, damit er auch auf mobilen Endgeräten gut zu rezipieren ist.
In der aktuellen Ausgabe berichten wir unter anderem über Harakeke als mögliche Paludikultur-Pflanze in Neuseeland, über den Stand des Torfverbots in den Vereinigten Königreichen und über vier langfristige Paludivorhaben in Deutschland. Jetzt lesen und am besten abonnieren ...

Keine Fun-Facts

Neu: GMC-Schrift & Info-Papier

1/06/2023 Keine Fun-Facts: Die organischen Böden der fünf moorreichsten Bundesländer emittieren mehr als ihre Waldflächen binden -insgesamt 13,4 Mio. t CO2-Äq. gehen jedes Jahr in die Atmosphäre statt in eine Senke. Im Vergleich der Bundesländer hat Niedersachsen mit 18 Mio t CO2-Äq. pro Jahr die höchsten Emissionen aus entwässerten Moorböden. In Mecklenburg-Vorpommern bilden diese mit 39% den größten Anteil an den gesamten Emissionen des Bundeslandes. Unser neues Informationspapier fasst kurz und knapp zusammen, welche Rolle die organischen Böden bei den Treibhausgas-Emissionen in den fünf moorreichsten Bundesländern spielen. Die gute Nachricht dabei: Die Moorflächen bergen ein großes Klimaschutzpotential! Das Bild lässt sich enorm verändern, wenn wir die Entwässerung der Moore stoppen.
Was genau getan werden kann, um damit schneller voranzukommen, das ist ausführlicher in der neuen GMC-Schrift Hemmnisse und Lösungsansätze für beschleunigte Planung und Genehmigung von Moorklimaschutz – Ergebnisse einer Bestandsaufnahme in den moorreichen Bundesländern nachzulesen. Es geht um Flächenverfügbarkeit, Planung und Verfahren, Zielkonflikte, Kapazitäten und Spezialwissen sowie Finanzierung. Für die Bestandsaufnahme haben die Autorinnen 45 Interviews mit Vertreter*innen aus Umsetzungsprojekten und weiteren Behörden geführt.

Fragen und Antworten zur Wiedervernässung von Mooren

EU Gesetze zu Renaturierung und Bodengesundheit

22.05.2023 Die Verhandlungen zwischen EU-Parlament und EU-Rat über das Naturwiederherstellungsgesetz (NRL) und das Bodengesundheitsgesetz laufen. Wenn man bedenkt, welche Rolle die Wiederherstellung von Torfmooren für beide spielt, ist es für die Beteiligten wichtig, sie zu verstehen. Deshalb haben das Greifswald Moor Centrum, dessen Partner die Succow-Stiftung ist, und weitere Partner sieben kurze Fragen und Antworten zusammengestellt. Es geht unter anderem um

  • den Unterschied zwischen Wiedervernässung und Wiederherstellung
  • Kosten und Nutzen dieser Aktivitäten
  • Verfügbarkeit von Daten zur Moorverteilung und zum Zustand, zur Vereinbarkeit von Wiedervernässung mit produktiver Landnutzung und zur Ernährungssicherheit
  • Methanemissionen nach Wiedervernässung

How to paludiculture?

How to paludiculture? (Bild: BioFilm)

Ja, geht … zeigt unser neuer Film!

15/05/2023 Paludikultur - nur ein Modewort? Mehr offene Fragen als Möglichkeiten? Nee! Nachhaltige Landwirtschaft auf nassen und wiedervernässten Mooren ist dringend notwendig, um die Klimakrise zu bekämpfen. Wie - das interessiert Landwirte, Landeigentümer und Politiker in moorreichen Ländern in ganz Europa. Deshalb haben sich 50 Personen aus 10 EU-Mitgliedsstaaten Beispiele für Paludikultur in Norddeutschland angeschaut, geführt von Wissenschaftlern und Praxiserfahrenen des Greifswald Moor Centrum und der Succow-Stiftung. Unser neuer Film How to paludiculture zeigt, was die Teilnehmer auf der 5-tägigen Paludikultur-Studienreise gelernt haben. Er zeigt ihre Fragen, Bedarfe und Perspektiven sowie bereits bestehende Projekte und Erfahrungen von Paludikultur-Pionieren vor Ort. Viel wertvolle Information – nicht nur für die Teilnehmer, sondern jetzt (per Film) auch für alle. Gerne teilen! Dieser Film wurde im von der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) finanzierten Projekt EUKI - Kohlenstoffbindung durch Baltische Landwirte und dem Projekt toMOORow, beide von Succow Stiftung und Partnern, erstellt.

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Moor auf der Insel Rügen (Foto: NiK)

Konferenz: Moorklimaschutz beschleunigen

04/04/2023 Anmeldungen zur gemeinsamen Konferenz Moorklimaschutz beschleunigen! - Wie die Wiedervernässung der Moore in die Fläche kommt von Deutscher Bundesstiftung Umwelt und Greifswald Moor Centrum sind ab jetzt möglich. Um die deutschen Klimaschutzziele bis 2045 zu erreichen, muss es schneller gehen mit dem Moorbodenschutz. Doch die Hürden dafür sind weiterhin hoch. Jetzt bieten Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz oder die Nationale Moorschutzstrategie die Möglichkeit, Hemmnisse für Moorschutzprojekte abzubauen und Planung wie Genehmigung auf Bundes- wie Landesebene zu beschleunigen. Wie das konkret aussehen könnte, wird bei der Veranstaltung im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück aufgezeigt und diskutiert werden, unter anderem in Forschungsergebnissen des Greifswald Moor Centrum und Erfahrungen aus verschiedenen Moor- und Klimaschutzprojekten in den moorreichen Bundesländern.

Kleines Torfmoos spart CO2 big style

Torfmoose im Bioreaktor (Foto: N. Körner)

85 Prozent weniger CO2-Austoß

27/03/2023 Torfmoose auf wiedervernässten Hochmoorflächen anzubauen statt diese zu entwässern und als Grünland zu nutzen, kann bis zu 85 Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen. Das fand ein Forschungsteam der Universitäten Rostock und Greifswald heraus, das erstmalig eine Treibhausgasbilanz für den gesamten Anbauzyklus von Torfmoosen erstellt hat. Die Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler jetzt im Artikel Full-cycle greenhouse gas balance of a Sphagnum paludiculture site on former bog grassland in Germany in der internationalen Fachzeitschrift Science of the Total Environment vor. Sie liefern damit weitere Argumente für das gerade begonnene Projekt MOOSstart. Bei dem dreijährigen Verbundvorhaben der Universität Greifswald zusammen mit Partnern soll der Anbau von Torfmoosen in Paludikultur befördert werden. Dabei soll die Herstellung von Saatgut für die kleine Pflanze in einem Bioreaktor im großen Stil vorangetrieben werden.
Das Vorhaben mit dem ausführlichen Titel „Ertragssteigerung und Hochskalieren der Produktion und Ausbringung von Saatgut als Initiale für den Anbau nachwachsender Torfmoos-Biomasse in Paludikultur“ führen die Universitäten Greifswald und Freiburg, sowie die Hochschule Anhalt und dem Praxispartner Niedersächsische Rasenkulturen (NIRA) durch. MOOSstart entwickelt ein Verfahren weiter, bei dem vegetatives Pflanzenmaterial in einem Photobioreaktor steril  vermehrt wird, konstruiert einen preiswerten Bioreaktor dafür und testet diesen. Zur Aussaat für das produzierte Saatgut arbeitet es auch an geeigneter Technik und entwickelt Verfahren zur Steigerung der Ernteerträge . Die Wissenschaftler*innen möchten damit einen Beitrag hin zu einer klimaneutralen Moornutzung und Substratwirtschaft leisten.

Moor und Methan – was tun?

Methan und Moor - wie ist das eigentlich (Illustration: GMC per canva)

Neues Faktenpapier erklärt‘s

13/03/2023 Kurz und knapp erklärt unser neues Faktenpapier die Rolle von Methan bei der Wiedervernässung von Moor. Nasse Moore setzen Methan (CH4) frei, auch beim Wiedervernässen von Flächen entsteht das klimaschädliche Gas. Es hat eine deutlich stärkere Klimawirkung als Kohlendioxid (CO2), verbleibt aber nur relativ kurz in der Atmosphäre. Bis 2030 sollen die Emissionen von Methan im Vergleich zu 2020 weltweit um 30% reduziert werden. Spricht das nun gegen ein Restaurieren von Mooren? Tut es nicht, erklärt das neue Faktenpapier: Für die Bewältigung der Klimakrise ist es notwendig, die atmosphärische Konzentration von allen dreien für Moore relevanten Treibhausgasen (CH4, CO2, Lachgas (N2O)) zu verringern. Wiedervernässungen senken die langlebigen CO2-Emissionen aus Mooren effektiv schnell auf null und sind daher für den Klimaschutz immer die richtige Wahl.

Mehr Moor nass als bisher gedacht

Abgetorft und restauriert: das Hochmoor Orshinski Mokh in der Provinz Tver/Russische Föderation (Foto: Kirill Shakhmatov)

Neue Studie in Nature

8/02/2023 Der globale Verlust von Feuchtgebieten ist kleiner als bisher angenommen, das belegt die aktuelle Studie Extensive global wetland loss over the last three centuries im international renommierten Wissenschaftsmagazin Nature. Moorkundler der Universität Greifswald, Partner im Greifswald Moor Centrum, haben Daten aus ihrer Global Peatland Database und aus den historischen Beständen der hiesigen Moorbibliothek beigetragen. Die Ergebnisse helfen nun, die Klimawirkung von Mooren besser einzuschätzen und den Schutz der Moore und sonstiger Feuchtgebiete besser zu planen.
Die Studie des Autorenkollektivs unter der Leitung der Standford University zeigt, dass seit 1700 lediglich 21-35% der Feuchtgebiete weltweit verloren gegangen sind, statt wie bisher gedacht 50-87%. In einer historisch erstmaligen Rekonstruktion durchforsteten die Wissenschaftler für die Studie Tausende von Aufzeichnungen zu Entwässerung und Landnutzungsänderungen in 154 Ländern, um diese mit der heutigen Verteilung entwässerter und veränderter Feuchtgebiete zu vergleichen und so ein Bild vom Zustand seit 1700 zu bekommen.
"Flächenmäßig ist der Verlust nicht so groß wie oft behauptet . Was auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein scheint, darf uns aber nicht täuschen. Weltweit sind etwa vier Millionen km² Feuchtgebiete verschwunden, davon etwa 0,5 Millionen km2 nasse Moore. Die entwässerten Moore sind aber verantwortlich für 4-5% der weltweiten Treibhausgasemissionen: es sind relativ kleine Flächen aber mit Riesenfolgen!“, sagt der emeritierte Prof. Dr. Dr. Hans Joosten, Co-Autor der Studie.
Anhand der Studie lässt sich die Veränderung in der Kohlenstoffspeicherung durch Feuchtgebiete sowie in den Emissionen von Methan besser quantifizieren. Ebenso lässt sie Schlüsse zu, wie sich der Verlust von Feuchtgebieten auswirkt und wie sich Restauration von Feuchtgebieten besser planen lässt.